Anjuna ist ein kleines Dörfchen im Bundesstaat Goa, an der Westküste Indiens. Die Region war während rund 450 Jahren unter portugiesischer Herrschaft und ist auch heute noch stark durch diese Kultur geprägt. Auf unseren Ausflügen haben wir immer wieder Häuser und Kirchen im Kolonialstil gesehen und auch die goanische Küche verbindet portugiesische und indische Elemente zu einem schmackhaften Mix.
In den 60er-Jahren ist Goa unter ausländischen Touristen bekannt geworden, als die ersten Hippies in die Küstendörfer strömten und, wie es unser Reiseführer beschreibt, in Vollmondnächten zu lauter Rockmusik nackt am Strand herum hüpften. In den darauffolgenden Jahren etablierte sich die Szene mit jeder Saison mehr. In den 80er-Jahren veränderte sich der Musikstil hin zu House und Trance, was Massen junger Pauschaltouristen angezogen hat. Den Höhepunkt erreichte die Partyszene zu Beginn der 90er-Jahre, als an verschiedenen Orten rund um Anjuna und Vagator herum 2-3 mal pro Woche wilde Trance-Partys veranstaltet wurden. Lange Zeit drückten die Behörden beide Augen zu, bis sie dem ganzen plötzlich ein jähes Ende setzten. Im Jahr 2000 wurde ein Gesetz erlassen, das den Einsatz von Verstärkeranlagen zwischen 22:00 und 07:00 Uhr verbietet. Das war das Aus für Goas Partyszene. Ein Überbleibsel aus der Partyzeit sind die vielen Dealer, die uns bei jedem Strandspaziergang fragen, ob wir “etwas spezielles” kaufen möchten, womit sie Haschisch, Kokain und andere Drogen meinen. Nächtliche Strandpartys finden so gut wie keine mehr statt, diese haben sich in Discotheken und Clubs verlagert.
Nun aber zu unseren ersten Eindrücken von Indien. Die Menschen empfinden wir als sehr freundlich, hilfsbereit und neugierig – oder besser gesagt interessiert. Was sehr schnell auffällt, die Inder sind hervorragende Geschäftsleute. Mit ihrem Charme und ihrer Überzeugungskraft verkaufen sie einem Dinge, die man eigentlich gar nicht zu kaufen beabsichtigt hatte – vor allem ich bin da stark gefährdet. 😉 In Anjuna verläuft alles sehr gemächlich und oft hören wir von anderen Leuten, dass das hier nicht “das richtige Indien” ist. Zum Einleben in diese uns so fremde Kultur ist es jedoch ganz angenehm und wir geniessen die Ruhe und den friedlichen Trott hier. Auch für Abwechslung ist gesorgt, diesen Teil übernehmen Tiere verschiedenster Art. Die Strassen und Strände werden von Hunden, Ziegen und Kühen bewohnt. Dazu kommen riesige Ratten (geschätzte 50 cm Länge!), viele Vögel, Frösche und Schlangen. Kürzlich war im Innenhof unseres Gueshouses eine Schlange hinter den Fröschen her. Selbst die Besitzerin des Guesthouses hatte solche Angst, dass sie einen Schlangenfänger angerufen hat, der das Tier gefangen und weg gebracht hat. Auch Eidechsen, die beim Essen im Restaurant vom Dach neben den Teller fallen und Ziegen, die vor dem Supermarkt warten und auf einen zu rennen um an den Einkäufen zu knabbern sind hier keine Seltenheit.
In den vergangenen Tagen haben wir einige Ausflüge gemacht. So haben wir zum Beispiel den Ort Calangute besucht, den wir jedoch als so überlaufen und chaotisch empfunden haben, dass wir bald wieder ins gemütliche Anjuna zurückgekehrt sind. Etwas weiter nördlich ist der Vagator Beach, den wir mit einem Roller erkundet haben. Generell finden wir die Strände hier im Norden von Goa nicht gerade überwältigend. Einen wirklich schönen und sauberen Strand haben wir in Majorda angetroffen, als wir Muna, eine ehemalige Arbeitgeberin von mir, besucht haben. Wir haben uns sehr über das Wiedersehen und den gemeinsamen Badetag gefreut!
Die Feiertage verbringen wir nun hier in Anjuna und geniessen das tropische Klima, die Sonne, den Strand und den salzigen Duft des Meeres. Wir wünschen euch allen frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr mit viel Liebe, Gesundheit, Freude und interessanten Begegnungen!
Sonnige Grüsse Eveline & Patric
Goa, Indien