Tag 18 (03.10.2012)
Manang (3540 m) – Yak Kharka (4018 m) / 9 km / Wanderzeit 4 h
Auch heute ist das Wetter wunderbar und wir marschieren zum zweiten Mal in Richtung Thorung La Pass los. Da sich Eveline noch nicht so richtig bei Kräften fühlt, nimmt Patric den grössten Teil des Gepäcks und so gelangen wir heute ohne Zwischenfälle nach Yak Kharka. Wir erreichen den Ort bereits um 11:30 und erwischen noch ein schönes Zimmer in der Ganga Purna Lodge. Hier erhält man zum Duschen einen Eimer heisses Wasser für 150 Rupien. Es ist jedoch bereits am Nachmittag so kühl, dass wir auf die “Dusche” verzichten. Hier, wie übrigens auch in Manang, setzt ab dem Mittag starker Wind ein, der bis zur Dämmerung anhält und vor allem in den höheren Lagen spürbar kältere Luft mit sich bringt. Heute ziehen wir zum ersten mal, zusätzlich zu unserer langen Unterwäsche, noch einen Pullover und dicke Socken an und verkriechen uns früh in unsere Schlafsäcke.
Tag 19 (04.10.2012)
Yak Kharka (4018 m) – Thorung Phedi (4450 m) / 7 km / Wanderzeit 3 h
Da wir beide noch nicht 100% fit sind und aus unserer Reisezeit in Südamerika wissen, wie anstrengend Wanderungen in Höhen von 5000 m und mehr sind, mieten wir in Yak Kharka 2 Pferde, die uns bis zum Pass hoch bringen werden. Patric zieht es vor, die heutige Etappe zu Fuss zurück zu legen. Eveline fühlt sich nicht gut und ist froh, kann sie nach Thorung Phedi reiten. Der Weg steigt kontinuierlich an, ist jedoch angenehm zu begehen. Eine sehr gefährliche Passage gibt es kurz vor Thorung Phedi. Hier müssen wir einen stark Erdrutsch-gefährdeten Hang durchqueren, von welchem nahezu täglich Steine oder auch grössere Felsbrocken herabstürzen. Wie wir später beim Mittagessen erfahren, ist erst vor 2 Tagen ein Tourist in dieser Zone tödlich verunglückt. Wir sind erleichtert und auch dankbar, dass wir diesen Abschnitt gut überstanden haben. In Thorung Phedi beziehen wir unser Zimmer und machen am Nachmittag einen Akklimatisierungsaufstieg zum Restaurant des High Camps (4925 m). Eveline scheint ihre Energie wieder gefunden zu haben, auch sie schafft es bis ins High Camp. Gegen 16:00 beginnt es leicht zu schneien. Das gefällt uns gar nicht, da wir am nächsten Tag den Pass überqueren wollen. Hoffen wir, dass die Schneefälle nicht zu lange anhalten…
Tag 20 (05.10.2012)
Thorung Phedi (4450 m) – Thorung La Pass (5416 m) / 5,2 km / Zeit 3 h 15 min
Thorung La Pass (5416 m) – Muktinath (3760 m) / 9,3 km / Wanderzeit 3 h
Um 05:15 brechen wir in einer kleinen Karawane, zusammen mit 3 Israelis, in Richtung Thorung La Pass auf. Beim High Camp machen wir eine Pause und wärmen uns im Restaurant auf. Es ist bitterkalt draussen und obwohl wir alles angezogen haben, was gegen die Kälte schützt, zittern wir um die Wette. Kurz nach dem High Camp ist der Weg steil, schneebedeckt und stellenweise gefroren. Eine Schrecksekunde haben wir, als unsere beiden Pferde fast gleichzeitig ausrutschen und auf die Vorderbeine fallen. Doch sie finden gleich wieder Halt und wir sitzen beide noch im Sattel, puh… Zum Glück erreichen wir kurze Zeit später ein Teahouse, wo wir eine weitere Pause einlegen. Ab hier scheint dann endlich die Sonne. Bald haben die wärmenden Sonnenstrahlen das Eis aufgeweicht und wir können den Weg Richtung Pass fortsetzten. Das Wetter ist auch heute traumhaft schön und wir geniessen die herrliche Aussicht auf die umliegenden Berge. Um 08:30 erreichen wir den Thorung La Pass. Alles ist gut verlaufen und auch mit der Höhe hatten wir keine Probleme – wohl dank unserem langen Aufenthalt in Manang. Wir verabschieden uns von unseren Begleitern, nehmen noch einmal die tolle Aussicht in uns auf und machen uns dann an den Abstieg. Der Weg verläuft relativ steil nach unten. Die Landschaft hat sich völlig verändert. Die kahlen Berghänge schimmern in verschiedenen Gelb- bis Brauntönen. Weit unten sehen wir kleine Siedlungen, die in der kargen Landschaft aussehen wie Oasen in der Wüste. Nach 3 h erreichen wir Muktinath. Unsere Knie schmerzen vom Abstieg. Wir beziehen ein Zimmer im Bob Marley Hotel und gönnen uns nach 3 Tagen wieder einmal eine Dusche – wie schön! 🙂 Die Zimmer sind zwar etwas kühl und düster, dafür sind die heisse Dusche und das Essen im Bob Marley Restaurant fantastisch.
Tag 21 (06.10.2012)
Muktinath (3760 m) – Kagbeni (2800 m) / 15 km / Wanderzeit 5 h
Von Muktinath nach Kagbeni gibt es 2 verschiedene Routen. Die eine führt der Strasse entlang und ist etwas kürzer, die andere führt an der Grenze zu upper Mustang vorbei und wird auf dem Wegweiser mit 15 km angegeben. Wir wählen den längeren Weg, der auf der anderen Seite des Flusses verläuft und durch die Dörfer Chongur, Jhong und Putak führt. Die heutige Etappe ist für uns eine der schönsten und landschaftlich speziellsten auf der gesamten Trekking-Route. Auch hier sehen die Dörfer aus wie kleine Oasen inmitten einer wahnsinnig trockenen und kargen Landschaft. Mit künstlich angelegten Bewässerungskanälen ist es den Menschen hier möglich, Landwirtschaft zu betreiben. Der Herbst färbt die Bäume in den Dörfern langsam gelb. Mit dem stahlblauen Himmel im Hintergrund gibt das fantastische Bilder ab. Wir lassen uns Zeit um die kleinen Ortschaften zu besichtigen und besuchen in Jhong ein buddhistisches Kloster. Hier erhalten wir für 200 Rupien eine Führung und lernen das Oberhaupt des Klosters persönlich kennen, sowie einen anderen Lama, der gerade zu Besuch ist. Als wir unseren Weg fortsetzen, ist es bereits 11:00 und wir haben noch einige Kilometer vor uns. Kurz vor Mittag setzen auch hier starke Winde ein, die den Staub auf dem Weg aufwirbeln und das Wandern eher unangenehm gestalten. Die letzten 90 Minuten kämpfen wir uns durch den zunehmend stärker werdenden Wind, bis wir schliesslich Kagbeni erreichen. Etwas oberhalb von Kagbeni sehen wir zum ersten Mal das riesige Flussbett des Kali Gandaki – die Dimensionen sind enorm! Hinter uns öffnet sich das Tal und gibt den Blick Richtung upper Mustang frei – die Landschaft sieht fantastisch aus. Unter uns liegt Kagbeni mit seinen grünen Terrassen inmitten dieser kargen Gegend – es sind wundervolle, kaum in Worte zu fassende Landschaftsbilder, die sich hier vor uns ausbreiten und uns in ihren Bann ziehen…
Tag 22 (07.10.2012)
Kagbeni (2800 m) – Jomsom (2720 m) / 8 km / Wanderzeit 3 h
Der heutige Abschnitt ist zwar kurz aber irgendwie doch anstrengend. Die letzten Tage sitzen uns wohl noch in den Knochen, bzw. Muskeln, und der Weg tut seinen Teil dazu. Die erste Stunde verläuft relativ angenehm, da man über die Jeep Road wandert. Allerdings nimmt hier der Verkehr bereits spürbar zu, was nach der Idylle und Abgeschiedenheit der letzten beiden Wochen etwas gewöhnungsbedürftig ist. Ausserdem führt ein grosser Teil des Weges durchs Flussbett des Kali Gandaki, was nicht unbedingt ein Genuss zum Wandern ist. Wir erreichen Jomsom nach rund 3 Stunden und waschen vor dem Mittagessen unsere staubigen Kleider aus. Den Rest des Tages verbringen wir mit Erholen und der Planung für die kommenden Tage.
Tag 23 (08.10.2012)
Jomsom (2720 m) – Tatopani (1190 m) / 45 km / Fahrzeit ca. 7 h
Um das Wandern auf der staubigen, stark befahrenen Strasse zu umgehen, haben wir uns dazu entschieden, mit dem Bus von Jomsom nach Tatopani zu fahren. Das Abenteuer beginnt bereits mit dem Kauf eines Bustickets. Im Ticket Office, das Platz für ca. 4 Personen bietet, drängen sich mindestens 10 Männer, die schreiend und mit Geld wedelnd ein Ticket erstehen wollen. Patric steht mitten drin und versucht ebenfalls ein Ticket zu erhalten. Doch die Nepalis strecken ihr Geld über seinen Kopf hinweg und unter seinen Armen hindurch zum Schalter und erhalten auf demselben Weg ihre Fahrkarte ausgehändigt. Nach rund 30 Minuten erhalten dann auch wir unsere Fahrkarten und es kann los gehen. Der Bus holpert über die schmale Strasse, vorbei an steil abfallenden Felsklippen und durch abgerutschte Hänge. Bei Ausweichmanövern aufgrund von Gegenverkehr schliessen wir die Augen und hoffen, dass das gut geht. Zwei Mal müssen wir zu Fuss Erdrutsche überqueren, da der Bus hier nicht mehr weiter kommt. Auf der anderen Seite wartet bereits der nächste Bus und weiter geht die Fahrt. Kurz vor Tatopani hat sich eine grosse Menschenmenge um einen im Flussbett liegenden Bus versammelt. Wir sind heilfroh, als wir kurze Zeit später in Tatopani ankommen und aussteigen können. Das war definitiv die schlimmste Busfahrt auf unserer ganzen Reise und gehört in die Kategorie “einmal und nie wieder”.
Am späteren Nachmittag machen wir noch einen Spaziergang durchs Dorf und besuchen die heissen Quellen. Da das Bad jedoch ziemlich voll ist, ziehen wir eine erfrischende Dusche in unserer Lodge vor. Die Vegetation hier ist wieder sehr grün, die Luft feucht und warm – wie schön, nach so viel Staub und Trockenheit. 🙂 Ab morgen startet unsere 4. und letzte Etappe über den Poon Hill, zurück nach Pokhara. Bilder und Text folgen…
Nepal
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