Tag 1 (16.09.2012)
Pokhara (900 m) – Besi Shahar (760 m) / 110 km / Fahrzeit 4 h
Besi Shahar (760 m) – Bhulbhule (840 m) / 9 km / Wanderzeit 3 h
Unser 1. Trekking-Tag startet um 07:00 mit wolkenverhangenem Himmel und Nieselregen. Zusammen mit 2 Australierinnen, die ebenfalls heute auf den Annapurna Circuit starten, teilen wir uns die Kosten für einen Wagen. Die Strasse nach Besi Shahar ist in erstaunlich gutem Zustand und die Fahrt verläuft angenehm. Kurz vor Mittag erreichen wir Besi Shahar. Hier gönnen wir uns erst einmal ein Dal Bhat, das Nationalgericht Nepals. In der Zwischenzeit hat es sogar aufgehört zu regnen. So treten wir frisch gestärkt und voller Freude den Weg nach Bhulbhule an. Der grösste Teil des Wanderweges verläuft hier der Strasse entlang, wobei zu erwähnen ist, dass die Strasse eine so unebene Holperpiste ist, dass auch Fahrzeuge für diese 9 km rund 2-3 Stunden brauchen… Unterwegs treffen wir immer wieder Leute, die uns freundlich begrüssen und lachende Kinder, die uns “Namaste” entgegen rufen. Nach 3 h erreichen wir Bhulbhule. Hier müssen wir uns mit einer kalten Dusche begnügen, dafür gibts danach eine Tasse heissen Tee und ein köstliches Abendessen.

Tag 2 (17.09.2012)
Bhulbhule (840 m) – Bahundanda (1310 m) / 9,5 km / Wanderzeit 5 h
Um 07:00 essen wir unser Frühstück, bestehend aus Rührei und Chapati mit Honig, dazu eine Tasse Ingwer Tee. Draussen regnet es in Strömen. Gegen 09:30 lässt der Regen nach und wir machen uns auf den Weg. Bereits nach 30 Minuten kommt die wohl grösste Herausforderung des Tages. Der Weg endet plötzlich am Ufer des Marsyangdi. Der Fluss ist wegen der vielen Regenfälle so stark angestiegen, dass der Weg unpassierbar geworden, beziehungsweise im Fluss verschwunden ist. Ein junger Mann zeigt uns den Trampelpfad, der etwa 10 m über dem Fluss im Steilhang verläuft. Der Weg ist sehr schmal und zum Fluss hin abfallend. Rechts sind blanke Felsen, links der tosende Marsyangdi und nichts, woran man sich festhalten könnte. Da es keine andere Möglichkeit gibt, wagen wir uns Schritt für Schritt vor. In der Mitte geht es dann über nasse Felsen steil hinunter. Wir erleben beide eine unbeschreibliche Schrecksekunde, als Eveline ausrutscht und gerade noch auf der Wegkante sitzen bleibt. Zitternd vor Angst kraxelt sie die letzten Meter hinunter und erreicht schliesslich wieder sicheren Boden. Wir setzten uns erst einmal hin und lassen den Schrecken abklingen, bevor wir uns bereit fühlen, weiter zu gehen. Es regnet immer noch. Der Weg nach Bahundanda führt grösstenteils durch Reisfelder. Auch hier ist der Boden vom vielen Regen aufgeweicht und zeitweise steht das Wasser knöchelhoch. Wir hüpfen so gut es geht von Stein zu Stein, was Zeit kostet und auf Dauer anstrengend ist. Zur Abwechslung müssen wir noch 2x auf wackeligen Bambus Brücken kleinere Flüsse überqueren. Als wir nach 5 Stunden völlig durchnässt in Bahundanda ankommen, beschliessen wir zu bleiben. Der Tag war sowohl körperlich als auch psychisch anstrengend und wir hoffen, dass die nächsten Etappen besser werden. Immerhin verfügt die Lodge hier über eine heisse Dusche, das heitert uns ein bisschen auf.

Tag 3 (18.09.2012)
Bahundanda (1310 m) – Jagat (1300 m) / 10,5 km / Wanderzeit 5 h
Auch heute regnet es, als wir uns nach dem Frühstück auf den Weg machen. Der erste Teil gestaltet sich etwas schwierig, da es über nasse Steine einen steilen Hang hinunter geht. Danach folgen wieder schlammige Pfade durch die Reisfelder. Kurz vor Ghermu kommt uns ein Junge entgegen und spricht uns in sehr gutem Englisch an. Er will wissen wohin wir heute gehen und begleitet uns ein Stück weit auf unserem Weg. Unterwegs erzählt er uns, dass kurz vor seinem Dorf ein Hang abgerutscht ist, und dass wir diese sehr gefährliche Stelle passieren müssen um nach Ghermu zu kommen. Da er mit seinem Vater bereits heute morgen den Erdrutsch überquert hat, will er uns den sichersten Weg durch den instabilen Hang zeigen. Als wir dann am Rande des Hanges stehen, wird uns etwas mulmig zu mute. Der 12-jährige Junge führt uns durch die Reisfelder rund 50 m nach oben, schärft uns ein, dass wir ab jetzt keine Zeit mehr verlieren dürfen und stapft los. Als wir mitten im Hang stehen, löst sich keine 20 m unter uns ein massiver Felsbrocken und reisst einen Teil des Hanges mit sich ins Tal hinunter. Die Augen des Jungen weiten sich vor Entsetzen und er treibt uns zur Eile an. Wir legen den Rest des Weges, alle 3 Hand in Hand, im Laufschritt zurück und erreichen kurz darauf das Dorf. Hier sinken wir erst einmal auf einen Stein, bis sich das Zittern in unseren Knien legt. Danach folgen wir dem Jungen zu seinem Elternhaus. Wir bedanken uns bei der Familie für die Hilfe und kaufen im Laden, den sie betreiben, ein paar Dinge ein. Danach setzen wir unseren Weg fort und erreichen gegen Mittag Ghermu. Endlich hat der Regen aufgehört und wir ziehen unsere Regenkleidung aus. Da folgt auch schon die nächste Überraschung – wir haben uns beide mehrere Blutegel eingefangen. Ich finde 4 davon in meiner Regenhose und einen, der sich an meinem Bein festgebissen hat. Auch Patric hat 2 Blutegel am Bein. Der Restaurant Besitzer eilt mit Salz herbei und deckt die Tierchen damit ein, worauf hin sie auch gleich abfallen – wunderbar! 🙂 Nach dem Essen überqueren wir den Fluss und es geht auf der “Strasse” weiter, wo es einfacher zu gehen ist. Der Weg führt im Zick Zack nach oben, um dann schliesslich wieder hinunter nach Jagat zu verlaufen. Hier bleiben wir über Nacht, befreien uns nochmal von insgesamt 4 Blutegeln und geniessen anschliessend die herrlich warme Dusche und ein gutes Abendessen in der Mont Blanc Lodge.

Tag 4 (19.09.2012)
Jagat (1300 m) – Tal (1700 m) / 10,3 km / 4 h
Jupiiiii, der erste Morgen ohne Regen! In der Nacht hat es aufgeklart und der Morgen empfängt uns mit ein paar blauen Löchern in der sonst immer geschlossenen Wolkendecke. Nach dem Dauerregen der letzten Tage sind unsere Kleider immer noch nass, doch dank der wärmenden Sonnenstrahlen beginnen sie unterwegs langsam zu trocknen. Der heutige Tag besteht aus schier endlosem auf und ab. Einige Male führt der Weg vom Flussufer weg in die Höhe, um dann kurz darauf wieder bis nach unten zum Fluss hin abzufallen. Der letzte Aufstieg kurz vor Tal hat es in sich und nach dem vielen auf und ab sind wir nun doch müde. So beschliessen wir, in Tal zu bleiben. Nach dem Mittagessen schlendern wir durchs Dörfchen, sehen uns den Wasserfall an und lassen uns von einem freundlichen Tibeter die Gompa (buddhistische Gebetshalle) zeigen. Geduscht wird heute kalt, dafür scheint am Nachmittag die Sonne und wir können unsere nassen Sachen trocknen lassen. 🙂

Tag 5 (20.09.2012)
Tal (1700 m) – Danakyu (2300 m) / 12 km / Wanderzeit 5 h
Heute führt der grösste Teil der Strecke über die “Strasse”. Wir begrüssen es sehr, zur Abwechslung einmal einen breiten, einigermassen ebenmässigen Weg unter den Füssen zu haben. Bald erreichen wir das Örtchen Sitaldanda, wo ein Wasserfall direkt auf den Weg prasselt. Wegen der vielen Regenfälle kommt auch hier eine beachtliche Menge Wasser den Berg runter. Wir packen die Rucksäcke in die Regenhüllen ein, ziehen die Regenjacken über, tauschen Wanderschuhe gegen Flipflops und waten durchs fast knietiefe Wasser. Die Strömung ist stärker als wir gedacht haben und spült Eveline die Flipflops von den Füssen. Auf der anderen Seite des Wasserfalls sind wir dann doch bis auf die Haut nass und auch Evelines Wanderschuhe haben eine Dusche abgekriegt. (Es hat ganze 3 Tage gedauert, bis die Schuhe wieder vollständig trocken waren!).  Kurz vor Mittag erreichen wir Dharapani, wo wir uns ein Dal Bhat gönnen. Auf dem Weg nach Danakyu verdüstert sich der Himmel und es beginnt leicht zu regnen. Die Strecke ist mühsam, da wir wiederum 2 frische Erdrutsche passieren müssen und der Hang hier steil abfällt. Glücklicherweise treffen wir auch hier 3 junge Nepalis, die uns den “sichersten” Weg über die Erdrutsche zeigen. Als wir in Danakyu ankommen, öffnen sich die Schleusen am Himmel und es giesst in Strömen. Wir rennen die letzten Meter bis zur Himalayan Lodge und erhalten hier ein Zimmer. Da die Dusche zur Zeit ausser Betrieb ist, erhalten wir einen Eimer heisses Wasser und können uns damit waschen. Hier wird es Abends bereits recht kühl, so dass wir beim Abendessen im Gemeinschaftsraum zum 1. mal die dicken Jacken anziehen.

Tag 6 (21.09.2012)
Danakyu (2300 m) – Chame (2670 m) / 11,5 km / Wanderzeit 5 h 30 min
Heute stehen wir um 06:00 auf. Das Wetter ist traumhaft schön und wir freuen uns darüber, zum 1. mal die schneebedeckten Gipfel der umliegenden Berge zu sehen. Als erstes haben wir einen steilen Anstieg vor uns. Wir schleppen uns rund 90 min. den steinigen Weg nach Timang hoch. In dem hübschen Dörfchen angekommen, werden wir mit wundervoller Aussicht auf den Manaslu (8163 m) belohnt. Ab Timang ist der Weg die meiste Zeit angenehm breit und führt, stetig ansteigend, durch kleine Dörfchen, vorbei an Maisfeldern und durch Nadelwälder nach Chame. Chame ist nach Besi Shahar der grösste Ort in dieser Region. Hier finden wir sogar neue Flipflops für Eveline und haben ein grosses Zimmer, das zum bleiben und erholen einlädt. Leider vertragen wir das Essen in der Lodge nicht so gut, so dass unser Abendessen dann aus Biscuits und Wasser besteht, um die Verdauung nicht noch mehr zu belasten.

Tag 7 (22.09.2012)
Chame (2670 m) – Lower Pisang (3200 m) / 16 km / Wanderzeit 5 h
Nach einer erholsamen Nacht fühlen wir uns heute wieder gut und machen uns um 07:30 auf den Weg nach Pisang. Auch heute ist der Weg angenehm breit. Die Landschaft gleicht der in der Schweiz . Wir wandern durch Nadelwälder, geniessen die Ruhe um uns herum und den uns so vertrauten Duft nach Waldboden und Harz. Ausser einem einzigen steilen Aufstieg ist die heutige Etappe sehr angenehm. Am frühen Nachmittag treffen wir in Lower Pisang ein und gönnen uns erst einmal ein paar Stunden Erholung in der Eco Cottage Lodge, die über helle Zimmer gutes Essen und eine wundervolle, heisse Dusche verfügt.

Tag 8 (23.09.2012)
Lower Pisang (3200 m) – Manang (3540 m) / 15 km / Wanderzeit 4 h 30 min
Vor dem Frühstück, um 06:15, machen wir einen Ausflug nach Upper Pisang (3300 m), von wo aus man wunderschöne Aussicht auf die Annapurna II (7937 m) hat. Das Wetter ist fantastisch  und der Berg erstrahlt in der aufgehenden Sonne – ein wundervoller Anblick! Nach dem Frühstück packen wir unsere Rucksäcke und nehmen den Weg nach Manang in Angriff. Wir wandern durch schöne Wälder, bis wir Humde erreichen, wo es sogar einen Flughafen gibt. Ab Humde weichen die Bäume einer kargen Ebene und wir sehen immer wieder vereinzelte Gipfel, bis wir dann in Manang das ganze Panorama von Annapurna II, III und IV, sowie Gangapurna und dem Tilicho Peak vor uns haben. Die kommenden Tage werden wir in Manang verbringen, doch dazu mehr im nächsten Teil… 🙂

Nepal

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