Der Colca Canyon liegt rund 100km nördlich von Arequipa und ist mit über 3200m die zweittiefste Schlucht der Welt und doppelt so tief wie der Grand Canon.  Es gibt diverse Möglichkeiten und Angebote für einen Besuch. Zum Beispiel kann man in 1-2 Tagen am Rande des Canyons entlang fahren und an verschiedenen Punkten die Aussicht geniessen. Oder man kann für 2-3 Tage im Canyon trekken. Wir haben uns für ein Trekking entschieden, weil wir uns ein Bild vom Leben im Inneren des Canyons machen wollten.

Beginnen wir mit Tag 1: Wir wurden am Morgen um 07:00 Uhr in unserem Hostel abgeholt. Die Fahrt nach Cabanaconde – dem grössten Dorf am Rande des Canyons – dauerte rund 4 Stunden und führte uns durchs Hochland, vorbei an Steppen, Sumpfgebieten und wilden Tieren. Angekommen in Cabanaconde fuhren wir zum Rande des Canyons und begannen mit dem Abstieg. Der Weg nach unten war sehr steil und steinig, aber die Aussicht war wundervoll. Nach rund 3 Stunden sind wir auf dem Grund des Canyons angekommen. Von hier aus ging es auf der anderen Seite wieder 45 Minuten nach oben, ins Dorf Coshñirhua, wo wir bei einer einheimischen Familie übernachten konnten.

Nach einer kalten und wenig erholsamen Nacht wurden wir am nächsten Morgen mit Pancake zum Frühstück begrüsst 🙂 Danach nahmen wir den 3-stündigen Weg zur Oase, die Mitten im Canyon liegt, in Angriff. Auf dem Weg dorthin kamen wir durch verschiedene Dörfer und lernten einiges über die Menschen und deren Lebensweise. So haben wir zum Beispiel erfahren, dass die Dörfer bis vor wenigen Jahren weder mit warmem Wasser, noch mit Strom versorgt waren. Die Menschen leben vor allem von der Landwirtschaft und vom Geschäft mit der Kosmetikindustrie. Klingt erst mal komisch, oder? Doch die ganze Landschaft rund um die Dörfer herum ist voller Kakteen. Auf diesen Kakteen sammeln sich Parasiten an und diese werden von der Industrie zur Herstellung diverser Kosmetika verwendet. Was für uns auch neu war – die Kakteen tragen Früchte, die man essen kann. Eine Frau aus dem Dorf hat uns eine Frucht zum Probieren angeboten. Wow, so etwas erfrischendes haben wir noch selten gegessen! 🙂 Bei all dem sollte man jedoch nicht vergessen, wie hart das Leben im Canyon ist. Die Menschen leben unter sehr rauhen Bedingungen, in einfachen Häusern und armen Verhältnissen. Viele von ihnen nehmen jeden Tag den weiten und anstrengenden Weg nach oben in Kauf, um Lebensmittel zu Kaufen / Verkaufen, Getränke nach unten in den Canyon zu bringen und Geschäften mit Touristen nachzugehen.
Nach vielen Eindrücken und Begegnungen sind wir am Mittag in der Oase angekommen. Dort haben wir gegessen, relaxt und uns eine Abkühlung im Pool gegönnt. Um 15:00 haben wir dann den Aufstieg ins 1200m höher gelegene Cabanaconde in Angriff genommen. Das waren 3 Stunden voller Anstrengung und Schweiss, aber auch Stunden der Ruhe. Wenn man einmal inne hält und die Aussicht geniesst, fühlt man die Ruhe, die dieser Canyon ausstrahlt. Es gibt keine Strassen, keine Autos und nur ab und zu mal Menschen, die einem begegnen. Die einzigen Geräusche sind der Wind und das Plätschern des Flusses, das man aus der Ferne hören kann. Kurz bevor wir den oberen Rand des Canyons erreichten, wurden wir von 2 jungen Kondoren begleitet, die ihre Kreise über unseren Köpfen zogen. Dieser zweite Tag war ein eindrucksvoller, erlebnisreicher Tag der uns bestimmt noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Tag 3 war unser Relax-Tag. Morgens fuhren wir zum “Cruz del Condor”, von wo aus man die eindrucksvollen Andenkondore beim Kreisen über dem Canyon beobachten kann. Diese Tiere erreichen eine Spannweite von über 3 Metern! Ganz schön beeindruckend, wenn sie nur wenige Meter an einem vorbei fliegen. Danach fuhren wir nach Chivay, wo es heisse Quellen gibt. Das Wasser kommt hier so heiss aus dem Boden, dass es zuerst gekühlt werden muss, bevor man darin baden kann. Mmmhhh… das tat unseren strapazierten Beinen gut 🙂 Nach dem warmen Bad und gutem Essen sind wir nach ein paar Stunden Fahrt müde aber glücklich wieder in Arequipa angekommen.